Familiengeschichte(n). Workshop zur biografischen Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Shoah

Freitag, 20. November bis Sonntag, 22. November 2015

Familiengeschichte(n). Workshop zur biografischen Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Shoah

Die folgenden Kooperationspartner unterstützen die Veranstaltung: Bücherei des Judentums Buchen, KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V., vhs Mosbach e.V., Bildungszentrum Mosbach

Die Notwendigkeit, an die Geschichte des Nationalsozialismus
zu erinnern, um ihr einen Raum im politischen Gedächtnis Deutschlands einzuräumen, wird im öffentlichen Diskurs heutzutage kaum mehr in Frage gestellt. Doch die Fragen, was »erinnern«, »trauern« oder »gedenken« bedeuten, werden von den Einzelnen sehr unterschiedlich beantwortet. Nimmt man
darüber hinaus die Familienerinnerungen an die NS-Zeit in den Blick, so wird deutlich, dass diese und die »offizielle« Geschichtsschreibung im Allgemeinen weit auseinander liegen.
Nach 1945 geborenen nichtjüdischen Deutschen fällt es häufig schwer, die in der Familie erzählten Geschichten über die Vergangenheit überein zu bringen mit dem Geschichtswissen, das in Schule und Medien vermittelt wird. In den meisten Familien herrscht bis heute ein Schweigen über die aktive und passive Beteiligung an den nationalsozialistischen Verbrechen, das auch die Kinder und Enkelkinder nachhaltig geprägt hat.
Auch in vielen Familien von Verfolgten des Nationalsozialismus wurde – jedoch aus völlig anderen Gründen – über die Vergangenheit geschwiegen. Doch genauso wie in den Familien, in denen die Überlebenden über ihre schrecklichen Erlebnisse gesprochen haben, wurde das Trauma dennoch an die Nachfahren weitergegeben und hat sich in deren Leben niedergeschlagen.
Im Rahmen eines Workshops bieten wir allen Interessierten die Möglichkeit, sich gemeinsam mit anderen mit der eigenen Familiengeschichte und ihrer Tradierung auseinander zu setzen – unabhängig davon, um was für eine Geschichte es sich dabei handelt.

Workshop
Freitag: Einstieg ins Thema anhand eines autobiografischen Dokumentarfilms
Als Einführung beschäftigen wir uns anhand eines Films mit der innerfamiliären Tradierung von Nationalsozialismus und Holocaust. Aus der Perspektive der 2./3. Generation erzählen die Filmemacher/innen von Familienmitgliedern, die in unterschiedlicher Weise an den nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt bzw. von ihnen betroffen waren – und von ihrer eigenen Auseinandersetzung mit der Familienbiografie.

Samstag: Selbstreflexive Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte
Mit Hilfe von Methoden aus der historisch-politischen Bildungsarbeit wird ein Raum geschaffen, um in Kleingruppen über die Geschichte der eigenen Familie nachzudenken und die dort vermittelten Geschichtsbilder sowie den eigenen Umgang damit zu reflektieren.

Sonntag: Familieninterviews & Archivrecherche
Nach einem kurzen Input zu verschiedenen Interviewtechniken
erproben die Teilnehmenden in einer Übung, wie diese Techniken für die Befragung von Familienangehörigen genutzt werden können. Eine Einführung in die Archivrecherche vermittelt einen Überblick über bestehende Archive und gibt Tipps für eigene Recherchen im Anschluss an das Seminar.

Anmeldung:
Volkshochschule Mosbach,
Hauptstraße 96, 74 821 Mosbach,
Tel.: 06261 12077, info@vhs-mosbach.de
oder
Bildungszentrum Mosbach,
Neuburgstr. 10, 74 821 Mosbach, 06261 17057,
info@bildungszentrum-mosbach.de
Anmeldschluss: 13.11.2015

Seminarzeiten:
Fr. 18:30 – 21:30 Uhr
Sa. 9:30 – 12:30 Uhr
und 15:00 – 18:00 Uhr
So. 9:30 – 12:30 Uhr
und 14:00 - 16:00 Uhr

Seminargebühr:
ab 10 TLN 150 Euro
ab 14 TLN 125 Euro
max. 16 Personen

Team
Der Workshop wird von zwei Dozentinnen geleitet, die unter dem Dach des Vereins tacheles reden! e.V. die Konzeption entwickelt und erprobt haben.
Tanja Kinzel, Sozialwissenschaftlerin, promoviert derzeit zum Thema „Fotografien aus dem Ghetto Litzmannstadt. Die Perspektive der Fotografierenden” am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin. Mitarbeit in Interview-, Erinnerungs- und Bildungsprojekten.
Laura Maikowski, Gestalterin und Bildungsreferentin, setzt sich seit 2001 mit Ihrer eigenen Familiengeschichte auseinander, unter anderem mit einem Buch: „Opa war ein Nazi - eine deutsche Familiengeschichte“.

Bildungszentrum Mosbach, Neuburgstr. 10, 74821 Mosbach