Zur Navigation springen Zum Inhalt springen Zum Footer springen

Ein Kurzbericht von Niklas Lämmel

Vom 11. bis zum 24. August 2025 war ich als Stipendiat der Schreibzeit in der Bücherei des
Judentums in Buchen. Insgesamt war der Aufenthalt ein voller Erfolg. Ich habe es genossen,
etwas Zeit außerhalb von Berlin zu verbringen und konzentriert an meiner Dissertation
arbeiten zu können.
Untergebracht war ich in Buchen in einer Wohnung ganz in der Nähe der Bücherei des
Judentums. Die Bücherei ist im sogenannten „Klösterle“ untergebracht, einem sehr schönen
Gebäude aus dem 15. Jahrhundert. Zu der Anlage gehört ein hübscher Garten, in dem ich
immer meine Mittagspausen verbracht habe. Die Bücherei selbst verfügt über einen
beindruckenden Bücherbestand zu jüdischen Themen und mehrere Arbeitsplätze, von denen
ich einen nutzte.
Während meiner Zeit in Buchen schrieb ich an einem Unterkapitel meiner Dissertation, das
sehr herausfordernd ist und an dem ich schon seit mehreren Monaten gearbeitet hatte. Ich
hatte mir für die Schreibzeit vorgenommen, eine erste Version dieses Unterkapitels
fertigzustellen. Da ich in der Ruhe des „Klösterles“ sehr gut arbeiten konnte und es keine
Ablenkungen gab, ist mir das gelungen. Darüber freue ich mich sehr! Das einzige Manko
bestand darin, dass es in der ersten Woche sehr heiß war – aber es war ja auch August.
Bei dem schönen Wetter war es besonders toll, dass es etwa zwanzig Minuten zu Fuß vom
„Klösterle“ ein schönes Freibad gibt, in dem ich so manchen Feierabend verbracht habe. Gut
gefallen hat mir auch, dass es in Buchen sehr guten Jogging-Strecken gibt. Aus der Innenstadt
gelangt man sehr schnell in einen schönen Wald.
Erst wenige Tage vor meiner Abfahrt nach Buchen war mir aufgefallen, dass der Odenwald
überraschend viel mit meinem Dissertationsthema zu tun hat: Die Familie Wiesengrund
Adorno pflegte ihre Urlaube im Städtchen Amorbach zu verbringen, der junge Theodor war
natürlich mit dabei. Tatsächlich haben ihn die Aufenthalte sehr geprägt. Amorbach und
weitere Orte im Odenwald tauchen an mehreren Stellen seines philosophischen Werkes auf.
Für den Re-Emigranten Adorno stand der Odenwald für eine verloren gegangene Welt der
Kindheit. Ich nutzte also einen Samstag für eine Wanderung von Buchen nach Amorbach und
verbrachte einige Stunden in dem Ort, der Adorno so geprägt hatte. An einem weiteren Tag
wanderte ich von Amorbach in den wunderschönen Ort Miltenberg.
Diese Verbindung zwischen Odenwald und Kritischer Theorie war natürlich der perfekte
Einstieg in den öffentlichen Vortra g, den ich zum Abschluss der Schreibzeit in der kleinenKapelle des „Klösterle“ hielt.

Ich hatte mir vorher überlegt, nicht über die philosophischen
Details meiner Dissertation zu sprechen, sondern eine allgemeine Einführung in die
„Frankfurter Schule“ und ihre Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zu geben. Ich
denke, das war eine gute Entscheidung: Das Publikum war sehr interessiert, hatte einige
Fragen und gab mir ein gutes Feedback. Besonders erfreulich war, dass – trotz der Schulferien
– etwa 15 Personen zum Vortrag kamen.
Gut gefallen hat mir außerdem, dass eine der Ehrenamtlichen, die die Bücherei betreiben, sich
Zeit genommen hat, mir den alten jüdischen Friedhof in Bödigheim zu zeigen. Besonders
beeindruckend war hier, dass sich auf dem Friedhof ein aufwendig restaurierter Leichenwagen
aus dem 19. Jahrhundert befindet. Vergleichbare Fahrzeuge haben sich nur an sehr wenigen
Orten in Europa erhalten.

Abschließend möchte ich den (ehrenamtlichen) Mitarbeiter*innen der Bücherei des
Judentums und dem Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk für diese schöne und
produktive Schreibzeit danken!