"Tradition oder Moderne? Das Selbstbild der jüdisch-deutschen Orthodoxie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts"

Freitag, 08. November 2019 um 19 Uhr 30

Vortrag "Tradition oder Moderne? Das Selbstbild der jüdisch-deutschen Orthodoxie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts" von Valentina Munz

Im 19. Jahrhundert veränderte sich die religiöse Landschaft des deutschen Judentums grundlegend. Es entstanden verschiedene religiöse Strömungen, die eine unterschiedliche Ausrichtung des Judentums propagierten. Eine davon war die sogenannte (Neo-)Orthodoxie, die meist als Gegenreaktion auf die Entwicklung und den Aufstieg der jüdischen Reformbewegung verstanden wird. Während die jüdische Reformbewegung die Strategie verfolgte das Judentum als eine Konfession zu definieren, propagierte die jüdisch-deutsche Orthodoxie den vollständigen Erhalt der sogenannten „Religion der Väter“. Der Vortrag will die Frage aufgreifen, ob die jüdisch-deutsche Orthodoxie vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts tatsächlich lediglich die traditionellen Inhalte des Judentums bewahrte oder ob nicht viel eher eine Neudefinition ebendieser stattfand. Wie definierte die Orthodoxie das wahre Judentum und welchen Stellenwert sollte es idealerweise im Leben einnehmen? Welche Bedeutung hatte dabei die Selbstdefinition als eine elitäre Gruppe innerhalb des deutschen Judentums? Als Quellengrundlage für den Vortrag dienen vor allem die zeitgenössischen jüdisch-orthodoxen Zeitungen, die die jüdisch-orthodoxe Führungselite in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als neues Medium der Meinungsbildung erkannte.

Valentina Munz studierte in Duisburg und Düsseldorf Jüdische Studien, Jiddische Kultur, Sprache und Literatur sowie Politikwissenschaften. Sie promovierte 2015 zur Identitätsbildung der jüdisch-deutschen Orthodoxie im 19. Jahrhundert in Frankfurt am Main. Frau Munz war sowohl als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Judaistik an der Goethe-Universität Frankfurt am Main beschäftigt als auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem internationalen Forschungsprojekt (gefördert durch die Volkswagenstiftung) zum georgischen Judentum tätig. Nach der Geburt ihrer zwei Töchter war sie in Elternzeit und übernimmt im Wintersemester 2019/20 vertretungsweise erneut eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle am Seminar für Judaistik an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei!

Klösterle, Obergasse 6, 74722 Buchen (Odenwald)